Nachricht

Man erwarte, dass Chinas Medizinbranche mit der zunehmenden Anwendung von Spitzentechnologien wie künstlicher Intelligenz und Automatisierung weltweit eine größere Rolle bei Innovationen spielen werde, insbesondere da der Sektor während der COVID-19-Pandemie heiß begehrt für Investitionen geworden sei, sagte der renommierte chinesische Investor Kai-Fu Lee.

„Die Biowissenschaften und andere medizinische Sektoren, deren Wachstum früher langfristig war, haben während der Pandemie einen beschleunigten Entwicklungsschub erlebt. Mithilfe von KI und Automatisierung werden sie umgestaltet und modernisiert, um intelligenter und digitaler zu werden“, sagte Lee, der auch Vorsitzender und CEO der Risikokapitalgesellschaft Sinovation Ventures ist.

Lee beschrieb den Wandel als eine Ära der Medizin plus X, womit er sich vor allem auf die zunehmende Integration von Spitzentechnologie in die Medizinbranche bezieht, beispielsweise in Bereichen wie der Entwicklung von Hilfsmedikamenten, präziser Diagnose, individualisierter Behandlung und Operationsrobotern.

Er sagte, dass die Branche aufgrund der Pandemie extrem investitionshungrig sei, nun aber Blasen platzen lasse, um in eine rationalere Phase einzutreten. Eine Blase entsteht, wenn Unternehmen von Investoren überbewertet werden.

„China wird in einer solchen Ära wahrscheinlich einen großen Sprung machen und in den nächsten zwei Jahrzehnten die globale Innovationskraft in den Biowissenschaften anführen, vor allem dank des hervorragenden Talentpools des Landes, der Möglichkeiten durch Big Data und eines einheitlichen Binnenmarkts sowie der großen Anstrengungen der Regierung, neue Technologien voranzutreiben“, sagte er.

Diese Bemerkungen fielen, nachdem der Medizin- und Gesundheitssektor weiterhin zu den drei beliebtesten Investitionsbranchen gehört und laut Zero2IPO Research, einem Datenanbieter für Finanzdienstleistungen, auch bei der Anzahl der Unternehmen, die im ersten Quartal dieses Jahres nach einem Börsengang erfolgreich ausgestiegen sind, den ersten Platz belegt.

„Es hat sich gezeigt, dass der Medizin- und Gesundheitssektor in diesem Jahr zu einem der wenigen Schwerpunkte für Investoren geworden ist und langfristig einen Investitionswert hat“, sagte Wu Kai, Partner von Sinovation Ventures.

Laut Wu beschränkt sich die Branche nicht mehr länger auf traditionelle vertikale Sektoren wie Biomedizin, medizinische Geräte und Dienstleistungen und ist bereit, mehr technologische Durchbrüche zu integrieren.

Am Beispiel der Impfstoffforschung und -entwicklung dauerte es nach der Entdeckung des Virus im Jahr 2003 20 Monate, bis der Impfstoff gegen SARS (Schweres Akutes Atemwegssyndrom) in die klinische Erprobung ging, während es für den Impfstoff gegen COVID-19 nur 65 Tage dauerte, bis er in die klinische Erprobung ging.

„Investoren sollten sich nachhaltig für solche Innovationen im Bereich der Medizintechnik einsetzen, um ihren Durchbruch und ihren Beitrag zum gesamten Sektor voranzutreiben“, fügte er hinzu.

Alex Zhavoronkov, Gründer und CEO von Insilico Medicine, einem Startup, das KI zur Entwicklung neuer Medikamente nutzt, stimmte dem zu. Zhavoronkov sagte, es sei keine Frage, ob China zu einer treibenden Kraft in der KI-gesteuerten Medikamentenentwicklung werde.

„Die einzige Frage, die bleibt, ist: ‚Wann wird das passieren?‘ China verfügt tatsächlich über ein umfassendes Unterstützungssystem für Start-ups und namhafte Pharmaunternehmen, um die KI-Technologie für die Entwicklung neuer Medikamente optimal zu nutzen“, sagte er.